Produktsicherheit geht jeden etwas an

Sicherheit: „Das Geschütztsein vor Gefahr oder Schaden; höchstmögliches Freisein von Gefährdungen“ – duden.de


Doch warum scheint dies ein so wichtiges Thema zu sein und vor allem welchen Gefährdungen sind wir
oft unbewusst ausgesetzt?

Wir alle zusammen nutzen täglich Produkte, welche Schäden an unserer Gesundheit verursachen können – warum es häufig zu Unfällen / Verletzungen kommt möchte kurz dargestellt sein:

  • Im privaten Bereich prüfen wir kaum / nicht ob Produkte marktkonform, bezogen auf Sicherheitsanforderungen sind,
    zumal wir diese kaum kennen oder gar wissen, wo wir nachschlagen können.
  • Produkte aus EU-Drittländern werden importiert, welche von Herstellern kommen, die oftmals die gesetzlichen Anforderungen der EU gar nicht kennen oder schlichtweg der Profit im Vordergrund steht und somit nicht einhalten werden.

    Kurz: Unwissen und Profitgier geht zur Lasten der Sicherheit.

Gefährliche Produkte die Sie regelmäßig nutzen:

  • Handy, Ladegeräte, Computer, Tablet, Fernseher (TV), Küchenherd, Backofen, Mikrowelle, Geschirrspüler, Waschmaschine, Mixer, Türklingel, Lichtschalter, Steckdosen, usw….

Wir sind „umzingelt“ von Produkten die elektrischen Strom nutzen, um unseren Alltag zu erleichtern. Besonders durch die Elektrifizierung von Produkten ergeben sich Risiken wie z.B. Stromschlag, elektromagnetische Strahlung, unbeabsichtigtes Ingangsetzen, und noch so vieles mehr…

Häufige Schutzmaßnahmen: Isolierte Gehäuse, Potentialausgleich / Erdung, integrierte Schutzabschaltungen, Abdeckungen usw..

All diese Schutzmechanismen, auf verschiedensten Ebenen funktionierend, bilden ein Gesamtkonzept des jeweiligen Produkts, welches Sicherheit dem Benutzer gegenüber herstellen soll. Der gemeine ungeschulte Mensch, oder auch Laie genannt, kann die obig genannten Produkte (und noch viel mehr), frei zugänglich in Online-Shops oder heimischen Märkten erstehen.

Man stelle sich jetzt vor, wir kaufen unwissentlich Produkte von Herstellern, die sich der Sicherheitsmaßnahmen entledigen und diese erst gar nicht implementieren. Und JA das ist leider traurige Realität! Gerade im Online-Shopping Bereich, wo oftmals (wenn überhaupt!) europäische Zwischenhändler lediglich Ware von Punkt A nach B schleusen, ist die Gefahr groß, sich unwissentlich ein Produkt ins Haus oder Unternehmen zu holen, welches großes Gefahrenpotential in sich birgt.

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht…!

Man nehme an, Sie nutzen ein Produkt, welches Schaden an Leib und Leben oder auch gar materiellen Schaden verursacht und dieses nicht richtlinienkonform hergestellt oder benutzt wurde. Je nachdem welcher Schaden auftritt, ist die Gefahr groß, dass Sie selbst die Schadenskosten dafür übernehmen müssen – der Regress unterschiedlichster Parteien (Geschädigter, Versicherungen, etc.) lässt oft nicht lange auf sich warten.

Richtlinien, Verordnungen

Produktsicherheitsrichtlinie 

Die europäische allgemeine Produktsicherheitsrichtlinie 2001/95/EG stellt im Grundtenor jene Anforderungen dar, die Produkte sicher machen sollen. Diese Richtlinie ist Schirmherr von weiteren zahlreichen Richtlinien und Verordnungen, welche wiederum die Anforderungen genauer definieren oder gar erweitern (z.B. Maschinenrichtlinie 2006/42/EG, Niederspannungsrichtlinie 2014/35/EU, Spielzeugrichtlinie 2009/48/EG usw.).

CE kennzeichnungspflichtige Richtlinien / Verordnungen 

Für die meisten Konsumenten muss sich nun die Chance ergeben, als Laie, einen Marker an dem Produkt festzumachen, welcher für Maschinensicherheit steht – die CE Kennzeichnung ist eine solche.

ACHTUNG: Vertrauen Sie bitte niemals alleinig aufgrund des Kennzeichens, dass es sich um ein sicheres Produkt handelt!
Lesen Sie die Betriebsanleitung des Produkts und hinterfragen Sie ob dieses Produkt sicher zu sein scheint (oftmals äußerlich schon erkennbar..) – es gilt lediglich die „Konformitätsvermutung“.


Unternehmer haben eine besondere Sorgfaltspflicht

Unternehmer, welche Produkte, speziell auch Maschinen (sogenannte Arbeitsmittel) den Arbeitnehmern zur Verfügung stellen, sind dazu verpflichtend aufgerufen diese vor Einsetzen im Unternehmen, zu überprüfen. Hierzu gibt es organisatorische „Sicherheitseinrichtungen“ wie Sicherheitsvertrauenspersonen (SVP) und auch Sicherheitsfachkräfte (SFK), welche Grundkenntnisse im Zuge ihrer Ausbildung erlangen um Produkte auf deren Sicherheit rudimentär zu prüfen bzw. wo Sie sich schlau machen können.

Vor allem den Einkäufern eines Unternehmens, welche maßgeblich für das Anschaffen von Produkten unterschiedlichster Art und Herkunft zuständig sind, tragen eine besondere Verantwortung in der Wertschöpfungskette, bezogen auf Sicherheit.

Fazit:

Der „sichere“ Beschaffungsprozess von Produkten geht uns alle was an – so wollen wir selbst doch verhindern, dass wir uns verletzen oder gar irreparable Schäden durch nicht sichere und damit marktkonforme Produkte erleiden…

Speziell im industriellen Bereich, obliegt besondere Verantwortung der Geschäftsführung und seinem organisatorischen Team, welches Sicherheit im Unternehmen implementiert. Nehmen Sie das Thema „Produktsicherheit“ nicht auf die leichte Schulter.

Autor

Kevin Nikolai, CMSE®, CECE

Senior Manager Training | Produktmanagement bei Pilz Österreich